Doch bis daraus ein eigenes Produkt entsteht, bedarf es Zeit und manchmal auch ein bisschen Glück. Geburtsstunde für die Entwicklung von Moola ist ein Messebesuch in 2011. Dort lernen wir einen Ingenieur und seine Pyrolyseeinheit kennen, die aus Biomasse bis zu 150 kW/h erzeugen kann. Dieser Prototyp ist alles andere als ausgereift, das Potential dahinter jedoch unverkennbar. So fangen wir im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und bleiben mit dem Ingenieur in Kontakt.
Viele Monate und Gespräche später entsteht daraus eine fruchtbare Zusammenarbeit. Gemeinsam wollen wir diese innovative Technik als Pilotprojekt vertiefen und weiterentwickeln. Also kaufen wir den Prototypen und beginnen, die Möglichkeiten der Pyrolyse auszuloten und in unsere Produktionskreisläufe zu integrieren.
Pyrolyse bezeichnet verschiedene thermochemische Umwandlungsprozesse, in denen organische Verbindungen bei hohen Temperaturen und in Abwesenheit von Sauerstoff gespalten werden.
Unsere erste Pyrolyseeinheit geht 2012 an den Start. Im ersten Jahr wird sie vor allem zur Energiegewinnung für nachhaltiges Heizen verwendet. Unsere Anlage ist die erste in Baden-Württemberg überhaupt, die nach der BImSchV zugelassen wird – ein Verfahren, das bei den zuständigen Behörden für reichlich Kopfschmerzen sorgt. Schließlich ist dieser Anlagentyp bislang völlig unbekannt. Um die erzeugte Energie auch tatsächlich nutzen zu können, müssen wir unsere Heizungsanlage entsprechend aufrüsten, was mit Investitionen im hohen 6-stelligen Bereich verbunden ist. Erst dann können wir die Pyrolyseanlage überhaupt anschließen.
Am Anfang verwenden wir ausschließlich regionale Abfälle aus Mühlen und Zellstoff aus der Etikettenherstellung, um mit Hilfe des Pyrolyseprozesses Energie zu erzeugen. Bald erkennen wir jedoch die Qualität der daraus entstehenden Kohle und lassen dann diese in 2013 mit dem EBC (European Biochar Certificate) zertifizieren. Damit sind wir in Deutschland ein absoluter Pionier in der industriellen Herstellung von Pflanzenkohle. Von da an verwenden wir nur noch reine Biomasse als Ausgangsmaterial und widmen uns verstärkt der Veredelung und den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenkohle.
Auf eigenen Versuchsfeldern führen wir zahlreiche Tests durch, um den optimalen Einsatz von Pflanzenkohle zu definieren, auszuloten und weiterzuentwickeln.
Das Bewirtschaften eigener Versuchsfelder, die Kooperation mit anderen Betrieben und die Beteiligung an diversen Forschungsprojekten im In- und Ausland ermöglichen eine lebendige, diverse Weiterentwicklung dieser hierzulande eher unbekannten Technik. Seit 2018 betreiben wir nun insgesamt zwei Pyrolyse-Anlagen und produzieren heute ca. 1 Mio. kW/h Äquivalent an Wärme und ca. 1.500 cbm qualitativ hochwertige Pflanzenkohle im Jahr.
2017 wurde in Deutschland der Fachverband Pflanzenkohle gegründet, mit dem Ziel, den Einsatz von Pflanzenkohle zu unterstützen und durch den Entzug von CO₂ aus der Atmosphäre zum Schutz der Umwelt beizutragen. Als Mitglied und damaliger Mitinitiator zur Gründung treten wir für die nachhaltige Erzeugung und Nutzung von Pflanzenkohle ein. Unser Verband agiert als Partner für Wissenschaft, Praxis, technische Anlagenentwickler und politische Entscheidungsträger und erarbeitet verbindliche Qualitätsstandards für die Pflanzenkohle-Herstellung und die eingesetzten Biomassen.